AUFLÖSUNG ZUM MONATSRÄTSEL MÄRZ 2025
KORNELKIRSCHE / DIRNDLBAUM
Dieses Rätselbild ist dem folgenden Foto entnommen:
Die Kornelkirsche hat so viele Namen, dass sie hier nicht alle aufgezählt werden können.
Lateinisch heißt sie Cornus mas (= mascula), gehört zu den Hartriegelgewächsen (Cornaceae). Das Holz ist sehr hart (daher Hartriegel). Es gibt den Gelben und den Roten Hartriegel – die Kornelkirsche ist der Gelbe Hartriegel. Obwohl so benannt, ist es keine Kirsche, wurde allerdings früher oft auch "Welsch Kirsch-Baum" genannt.
Viele Namen sind in Kräuterbüchern und in der botanischen Literatur zu finden, davon gibt es eine Reihe von Beschreibungen und Abbildungen
auf dieser Webseite.
In alten Kräuterbüchern (von denen ich einige erwerben konnte) wird die Kornelkirsche beschrieben und ihre Wirkung angegeben:
Reproduktionen aus:
Curioser Botanicus, oder Sonderbahres Kräuterbuch . . . (Dresden-Leipzig 1730, S. 289–291)
Cornus, Corner-Baum.
I.
Namen. Corner-Thierlein-Dirlen-Kürbeer-Baum, Welsch Kirsch-Baum,
Cornus mas.
2. Gestalt.
Ist ein mittelmäßiger Baum, von festem Holtz, wie Horn, mit breitlichen Blättern, und gelblichter Blüte, die Früchte oder Beeren, wann sie zeitig, sind roth, u. herben Geschmacks, haben die Form und länglichte Kerne, wie Oliven.
3. Ort.
Wächst ungewartet an feuchten und dürren Orten.
4. Zeit.
Blühet im Febr. und Mertzen, (Aprill und May,) bißweilen ehe er Blätter bekommt; die Früchte werden im Herbste reiff.
5. Theile, Natur, Zubereitung und Nutz.
Die Früchte, (so Cornellen, Dirlitzen, Herlitzen, Kürbeern, Horn-Welche-Kirschen heissen,) sind kalt im 2. trocken im 3. Gr. ziehen an, und stopffen. Dienen vor die Durchbrüche, Rothe Ruhr, übrige Monat. Zeit. Die eingemachte Cornellen, die Lattwerge, der dicke Safft, und der Wein
davon,
davon haben gemeldete Würckung. Der aus den grün angezündeten Zweigen, auff einen eisern Blech tröpffelnde Safft, wird vor die Flechten angestrichen. Die Blätter stillen das Bluten der Wunden.
"Blühet im Febr. und Mertzen, (Aprill und May,)" heißt es in einem Kräuterbuch (s. oben)
Das Foto entstand am 11. März auf der Perchtoldsdorfer Heide.
Folgende Reproduktionen aus:
Petrus Nylandt: "Neues Medicinalisches Kräuterbuch" (1678), S. 11-12
Tierlein-Baum / Cornel-Baum / Cornus.
Der Tierlein oder Cornel-Baum ist in zweyerley Arthen / nemblich in Zame und Wilde unterschiden.
Der
Zame Tierlein-Baum / wird zuweilen ein ziemlich grosser Baum / wird zuweilen ein ziemlich grosser Baum / dessen Holtz sehr hart und fäste ist / die Blätter seynd eben / länglichbreit / und mit vielen unterlauffenden Äderlein versehen: Die Blumen seynd gelblich / die Früchte odr Beerlein zu erst grün / und wann sie hernach zeitig werden / roht / aber Herbe und saur von Geschmack. Der wilde ist vom vorgehenden unterschieden / In dem er nicht so hoch auff wächset / auch dabey weiße Blümlein hat / welche sich an den jungen Reißlein Kronen weise aneinander erzeigen.
Es soll auch eine Art von Cornelien mit weißen / oder Wachs-Gelben Früchten zufinden
seyn.
Der Zame Tierlein-Baum / wird in Gärten und Lust-Höffen unterhalten. Die Wilden findet man zwischen den Hecken an Feldern und Wäldern.
Die Blumen des zamen Tierlein-Baums / kommen bey gelinden Wetter / zu Ende des Februarii oder auch im Anfang des Martii hervor / hernach folgen die Blätter / die Früchte aber werden nicht Zeitig ehe der Augustus an kompt / die Blumen des wilden kommen im April ans Liecht / und die Beerlein werden im Herbst Zeitig.
Dieser Baum wird so wohl von Samen als Schossen und Rancken angezielt / und nachgehends im October oder November zu Hecken / und Garten-Betten verpflantzet.
Die Früchte / bey uns Thierlein genant / kühlen / machen trucken / und ziehen zusammen. C. Barchinus.
Artzney-Gebrauch.
Vor Bauch-Lauff und rohte Ruhr.
Nim auffgetruckene Thierlein ein viertel Loht / zerstosse dieselbe zu Pulver / gebrauch dieselbe mit einem beliebigen Getränck. Brunfelius.
Vor überflüssiger Monat der Weiber.
Nim Cornelien Conserv ein halb Loht / und gieb es nüchtern ein. Matthiolus.
Bluten der Wunden zu stillen.
Nim die Blätter von diesen Baum / so viel gnug ist / Zerstosse und lege sie auff. Dodonaeus.
An diesem Tag (11. März) ging ich den steinigen Weg auf die Perchtoldsdorfer Heide hinauf und weiter ins Gelände hinein:
Schon bald kündigten sich die ersten Dirndlsträucher an:
Das strahlende Gelb ist ein willkommener Frühlingsgruß!
Aber viele andere Pflanzen blühten auch schon: Adonisröschen, Kuhschellen, Fingerkraut, Schlüsselblume, Leberblümchen, Schneeglöckchen . . . Und auch die Veilchen fehlten nicht! Und nicht zu vergessen der winterbeständige Lorbeer-Seidelbast und die Mahonie!
auf der Heide immer ein wunderbarer Anblick!
Im "Saugraben", zu dem wir noch später kommen (dort gibt es viele Kornelkirschen-Bäume) blühen auch noch Schneeglöckchen.
Am 1. März hatte ich die ersten Dirndl-Knospen auf einem Forstweg beim Gspöttgraben (Wien Sievering) entdeckt (daher hat es mich am 11. März auf die Heide gelockt):
Alle Stadien des Erblühens – von der Knospe zur Blüte – sind in schönen Abbildungen festgehalten:
Reproduktion aus:
Schlechtendal-Langethal-Schenk: Flora von Deutschland,
5. Auflage (verbessert von Hallier),
Gera-Unternhaus, 30 Bände 1880-1887, 26. Band, Tafel 2705, Text S. 190–192
Dr. Richard Wettstein: Handbuch der Systematischen Botanik, II. Band, Wien 1935,
Vierte, umgearbeitete Auflage, unter Mitwirkung von Dr. K. Süssenguth
Abbildung 567 (S. 849), Text S. 849–850
Reproduktion aus:
Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta: Flora von Nieder-Österreich, Zweite Hälfte (Erste Abtheilung), Wien 1892, S. 661
Rasch können Unwetter über der Heide aufziehen – so schnell sie kommen, sind sie manchmal auch wieder vorbei . . .
Ist man fast auf der Höhe der "Unteren Heide" angelangt, führt ein Weg zum sogenannten "Saugraben" hinunter. Dort unterscheidet sich die Vegetation von der "Trockenheide", es gibt dort im Frühjahr auch Bärlauch, Schneeglöckchen, Schlüsselblumen, später auch Zyklamen und andere Arten, die sonst auf der Heide selten oder überhaupt nicht vorkommen.
Hier sieht man auf den gegenüberliegenden Abhang, wo später auch der Diptam blüht, und auch manche Orchideen zu finden sind.
Geht man weiter hinunter, sieht man schon links und rechts vom Weg
die ersten blühenden Dirndlbäume.
Und im Saugraben selbst stehen viele dieser Bäume in voller Blüte
Vom Weg aus hat man auch einen Blick auf den Steinbruch in weiter Ferne.
Unter den Bäumen wächst frisches grünes Gras
Bei Hegi finden wir eine ausführliche Beschreibung von Cornus mas, mit einer Vielzahl von Namen in mehreren Sprachen:
Reproduktion aus:
Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mittel-Europa mit besonderer Berücksichtigung
von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz, München, ab 1906,
Band 5/2, Fig. 2593, Text S. 1548–1553
Unten im Saugraben hat man einen Blick auf das ferne Perchtoldsdorf und weiter . . .
Die Dirndlbäume ziehen sich in langer Reihe den Abhang hinab, eine Ansicht wie in einem Gemälde, das so die starke perspektivische Wirkung betont.
Hempel beschreibt die Hartriegelarten:
Reproduktion aus:
Gustav Hempel – Karl Wilhelm: Bäume und Sträucher des Waldes in botanischer und forstwirthschaftlicher Beziehung, III. Abtheilung, Fig. 385, Text S. 61, 62
(Wien, o. J., von der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, 1899 datiert)
. . . und widmet der Kornelkirsche eine detailreiche Abbildung:
Auch der Rote Hartriegel wird von ihm behandelt:
Bei Hoffmann und Willkomm werden auch die roten Früchte besonders hervorgehoben:
Reproduktion aus:
Carl Hoffmann: Botanischr Bilder-Atlas nach De Candolle's Pflanzensytem (Stuttgart 1884)
Tafel 32 (gegenüber S. 35)
Carl Hoffmann (s. oben), S. 35, Text zu Tafel 32
Reproduktion aus:
Moritz Willkomm: Naturgeschiche des Pflanzenreichs nach dem Linné'schen System,
Vierte vermehrte Auflage, Stuttgart 1887, Tafel VII (linke Hälfte), Text zu Taf. VII: S. 14
Auf beide Kornelkirschenarten gehen Schumann–Gilg ein:
Dr. K. Schumann und Dr. E. Gilg: Hausschatz des Wissens, Band 7: Das Pflanzenreich (Neudamm o. J., um 1900), S. 710
Und nun gehen wir wieder vom Saugraben auf die Heide hinauf, sehen hinunter auf Perchtoldsdorf mit Burg und Wehrturm
dann gehen wir einen der vielen Pfade über die sanft geschwungenen Hügel weiter hinunter
und sehen rechts eine der vielen Föhren, die im Gelände stehen
(daher kommt auch der Name "Naturpark Föhrenberge")
Unten, beim Heide-Ausgang, finden wir einen Rastplatz mit sehr willkommener Bank nach mehrstündiger Wanderung!
Bald ist diese Schönheit verblüht, aber wenn uns ein nächster Frühling vergönnt ist, werden wir das leuchtende Gelb des Dirndlbaumes wiedersehen!
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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