AUFLÖSUNG ZUM MONATSRÄTSEL JUNI 2024
MONDVIOLE (LUNARIA)
Die Mondviole zählt zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Sie ist unter vielen Namen bekannt, die meist auf die Schotenformen zurückgehen: Silberling, Silberblatt (Wildes Silberblatt, Ausdauerndes Silberblatt), Silbertaler, Judaspfennig, Wilde Mondviole. In der Fachliteratur findet man Lunaria annua (syn. biennis) und Lunaria rediviva und einige weitere Namen.
Wie schon öfter, verdanke ich auch diesmal wertvolle Hinweise
Herrn Karl-Heinz Neuwirth aus Hildesheim. Er schreibt:
Schlechtendal (eigentlich Hallier!) schreibt noch biennis, syn. L annua L(inné), wie etwas weiter auch Thomé oder Schubert – zu der Zeit wurde Anstoß an „falschen“ Namen genommen, die Pflanze ist nicht einjährig annua,
sondern eben biennis zweijährig, doch die Regeln der Nomenklatur
lassen solche „Verbesserungen“ nicht zu . . .
Veröffentlicht wurden . . . knapp 50 Namen, doch die speziellen Fachkenntnisse sind für die große Überzahl erforderlich, weil die zu anderen Gattungen gehören, und die Unterscheidung ist das Problem der gesamten Familie.
Das Rätselbild ist folgendem Foto entnommen:
Johann Kachler beschreibt die Mondviole in seinem
Encyclopädischen Pflanzen-Wörterbuch (Wien 1829):
Stängel 3 bis 4 Fuss hoch, aufrecht, ästig, mit kurzen Borstenhaaren besetzt; Blätter herzförmig, lang zugespitzt, tief gezähnt; vom May bis July violette, mit dunkeln Adern gezierte, wohlriechende Blumen in kurzen Endrispen; Schötchen eyrund-länglich.
Reproduktion aus:
Petrus Nyland, Neues Medicinalisches Kräuterbuch . . .,
Osnabrück 1678
Monkraut / Pfenning-Blumen / Bulbonac, Lunaria.
Gestalt:
Es gewinnet diß Kraut breite / vornen spitzig zugehende / und am Rande gekerbte Blätter / zwischen welchen sich ein runder / zackichter Stengel / mit wenig dergleichen / jedoch kleinern Blättern bewachsen / hervor thut. Die purpur- oder bleichbraune Blümlein sind an Gestalt den Einfachen gelben Violen gleich / welche dann platte runde / durchsichtige Schötlein / so von 3. Häutlein zusammen gefüget / hinterlassen: worinnen vier oder 5. platte Samen-Körnlein, wie ein halber Mond anzusehen / in sich begreiffen. Die Wurtzel ist knospig / gleich der gelben Asphodillen-Wurtzel / doch nicht so dicke.
Ort.
Monkraut wird bey uns allein in Gärten unterhalten.
Zeit:
Es blühet / nach dem es ein Jahr gestanden / im April / oder etwas später.
Wartung.
Es wird durch den Samen vermehret / welcher im Martio an einen offenen und lufftigen Ort muß gesäet werden.
Natur.
Diß Gewächs / bevorab der Same / ist warmer und truckner complexion, eines räßen und scharffen Geschmacks / seine Krafft ist öffnen und reinigen. Brunfelsus.
Artzney-Gebrauch.
Die Monatzeit / und Harn zu befordern.
Nim deß Samens ein quintlein / pulverisirs / und gibs mit einer bequemen Feuchtigkeit ein. Brunfelsus.
Die "Schötlein", die Nyland erwähnt, habe ich am Eichkogel an einem schattigen Weg entdeckt.
Sie zeigen die "platten Samen-Körnlein", die im Gegenlicht besonders gut zu sehen sind:
Während ich die Mondviole mit Samen am 20. Mai 2024 am Eichkogel fand, konnte ich dieselbe Pflanze mit vielen Blüten am gleichen Standort am 26. April fotografieren:
Bei Schlechtendahl finden wir zwei Mondviolen-Arten:
Reproduktion aus:
Schlechtendal-Langethal-Schenk: Flora von Deutschland,
5. Auflage (verbessert von Hallier),
Gera-Unternhaus, 30 Bände 1880-1887, Band 14, Taf. 1393, Text S. 208-210
Reproduktion aus:
Schlechtendal-Langethal-Schenk: Flora von Deutschland,
5. Auflage (verbessert von Hallier),
Gera-Unternhaus, 30 Bände 1880-1887, Band 14, Taf. 1394, Text S. 211-212
Reproduktion aus:
Carl Hoffmann: Botanischer Bilder-Atlas nach De Candolle's Natürlichem Pflanzensystem (Stuttgart 1884), Taf. 7, rechts ein Detail daraus
Text Fig. 37
Reproduktion aus:
Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz
in Wort und Bild für Schule und Haus,
4 Bände (Gera 1886–1889), Band II, Taf.282, Text S. 165
Reproduktion aus:
Gottfried Heinrich von Schuberts Lehrbuch der Naturgeschichte, neu bearbeitet von Moritz Willkomm unter dem Titel: Naturgeschichte des Pflanzenreichs nach dem Linné'schen System, 4. Auflage Eßlingen bei Stuttgart, 1887,
Bild links: Taf. XXXIII, rechte Seite, Bild rechts: Detail daraus
Natürlich gibt es die Mondviole an vielen Standorten, so habe ich sie auch beim
Richardhof bei Mödling (Abgang nach Gumpoldskirchen) gefunden (21. und 23. April 2022),
da blüht sie links vom Weg:
Und eine weiße Variante gibt es auch.
Hier ein Foto davon (mit Dank an die Hildesheimer Gartenbesitzerin!)
© Ursula Kraus, Hildesheim
Man sollte sie allerdings nicht mit der Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera) verwechseln!
Viele davon blühten am 1. Mai 2015 im Wienerwald:
Hier zu erkennen an den schwarzen Brutknöllchen (Bulbillen).
Zum Abschluß noch einmal die violette Mondviole.
Fotos (soferne nicht anders angegeben): Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
Weitere Rätselbilder finden Sie HIER!
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