FROST, REIF UND NEBEL IM WIENERWALD
beim Wasserbehälter an der Elisabethwiese am 22. Jänner 2019
An diesem Tag war es sehr kalt. Dennoch war ich eine Stunde im Wienerwald unterwegs. Frost, vorangegangene Feuchtigkeit und gefrorener Nebel hatten Laub und Nadeln, Äste und Pflanzenstengel bereift.
Ich kenne eine Lichtung, in der Nadelbäume stehen. Dort habe ich im Sommer schon nebelbenetzte Spinnweben im Nadelwerk gesehen, diesmal umkleidet es der Rauhreif.
Der gefrorene Boden knirscht unter meinen Füßen, als ich, von der Bushaltestelle kommend, die Höhenstraße überquere und ins Gelände gehe, das im Nebel vor mir liegt.
Je weiter man blickt, desto zarter verschwimmen die Bäume im weichen Licht.
Erstarrt im Frost entstehen bizarre Gebilde.
Zerfurcht und schneebedeckt ist der Weg zum Wasserbehälter.
Fuhrwerke haben tiefe Fahrspuren in den Forstweg gegraben.
Ob Laub- oder Nadelwerk: der Reif hat alles erobert, die Blätter weiß gesäumt,
die Nadeln fest umschlossen.
Wo ist das Immergrün der Nadeln?
Da kommt mir ein Schubertlied in den Sinn (vor wenigen Tagen hörte ich die Winterreise im Musikverein): "Der Reif hat einen weißen Schein / Mir übers Haar gestreuet".
Die Nadelbäume der kleinen Lichtung wurden wohl einmal gepflanzt. Sie sind nicht hochgewachsen. Fast ganz verdeckt vom weiß schimmernden Reif ist das Grün ihrer Nadeln.
Ein weißer Fächer entfaltet sich in die kalte Luft.
Nur manchmal löst ein Windstoß feinen Reifstaub von den Nadeln.
Unbewegt stehen Zweige und Blätter im Frost, selbst die feinen Fäden
sind erstarrt und festgefroren.
Braunes Laub mit zarten Reifrändern.
Reifübersät die Leberblümchen-Blätter.
Zarte Gräser zeichnen starre Muster in den Schnee.
In den Höhlungen von Fußspuren sammelt sich Eichenlaub.
Jede Mulde empfängt, sammelt und bewahrt das braune Blattwerk.
Als würde eine weiße Schneehand das Laub bewahrend umfangen.
Die farbigen Dolden des Sommers blühen weiß im Rauhreif.
Wir stehen hier vor dem Hochbehälter Zwergjoch. Von da kann man an nebelfreien Tagen hinunter bis zum Stift Klosterneuburg sehen – heute ist alles nebelverhangen.
Der Hügel des Wasserbehälters ist eingezäunt.
Am Maschengitter hält sich – wie lange noch? – der Rauhreif fest.
Dünne Pflanzenstengel und Fruchtstände sind weiß bereift.
Ein Strauch schwingt seine dünnen Ästchen in die frostige Luft.
Nach etwa einer Stunde mache ich mich auf den Rückweg. Weit bin ich nicht gegangen,
gerade nur bis zum Wasserbehälter, aber die Kälte hat schon meine Finger erfaßt.
Zeit zum Aufwärmen. Der Bus fährt nur jede halbe Stunde zur Station
Elisabethwiese, den darf man, gerade bei dieser Witterung, nicht versäumen!
Noch schnell den bereiften Baumstumpf im Schnee photographiert –
so wie jetzt sieht man die Struktur der Oberfläche im Sommer nie!
Die Bank bei der Busstation lädt nur zum Schauen, nicht zum Sitzen ein!
Der Nebel ist stärker geworden. So viele zarte Grautöne!
Nebeldunkle Höhenstraße, schon am frühen Nachmittag.
Eine zauberische Stimmung.
Auch jetzt, an diesen kalten Wintertagen, zeigt die Natur eine besondere Schönheit.
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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