HERBSTWANDERUNG
AM 5. NOVEMBER 2018
In der Lobau läßt man die Bäume liegen, wie sie fallen – nur die größten Hindernisse auf den Wegen werden beseitigt. Im "Totholz", das lebendiger nicht sein könnte (nur anders als im Wachstum der Bäume) regt sich geheimnisvolles Treiben, zumeist unsichtbar.
Die Farben der liegenden, oft schon rindenlosen Stämme sind im Herbst meist fahl, reichen aber auch von Weiß bis zu Grautönen, von Hell- zu Dunkelbraun und zu bläulichem Schwarz. Sie werden aufgehellt von den stetig herabschwebenden Blättern, die in der bewegten Luft nun fast so tanzen wie die Schmetterlinge des vergangenen Sommers.
Dieser Baumstamm liegt auf dem Weg zwischen Josefsteg und Panozzalacke;
er ist mein Rastplatz auf vielen Wanderungen.
In seiner Nähe bewundere ich noch viele gefallene Bäume, die man zwar als "Totholz" bezeichnet, die aber von vielen Pflanzen und Tieren "erobert" werden und für sie ein unverzichtbarer Lebensraum sind.
Von dünnen Zweigen umsponnen, scheint dieser Baumstamm
schon in Erde und Laubwerk zu versinken.
Oft werde ich gefragt, ob ich bei meinen Fotos etwas "arrangiere" oder hinzufüge,
wie zum Beispiel das Blatt, das hier auf dem Holz liegt –
niemals!
Die Natur ist so reich an Bildern, da kann und will ich nichts verändern!
Rindengestalt – ein Vogel?
Die schuppige Rinde (reptilhafte Musterung?) löst sich vom Stamm, der wieder eine Schwarzverfärbung zeigt.
Äste legen sich übereinander, ein herbstliches Andreaskreuz im Laub.
Helle Flächen, unregelmäßig, erinnern an abstrakte Gemälde.
Verwittertes Holz, gefallenes Laub –
ein Bild der Vergänglichkeit und Verwesung, dennoch:
ein Stilleben von verwirrender Schönheit.
Auf dem Weg zur Panozzalacke liegen gestürzte Bäume auf dem Weg – man kann darübersteigen oder den Engpaß durch die Bruchstelle gehen . . .
Gestürzte Riesen lassen einen schmalen Pfad frei –
in den Brüchen der Stämme entdecke ich abwechslungsreiche Strukturen und Verfärbungen – allein hier kann man staunend viel Zeit verbringen!
Der Stamm meines Monatsrätsels November liegt ganz in der Nähe (hier klicken!)
Was bewirkt wohl die Schwarzfärbung, die sich längsseitig wellenartig ausbreitet?
Welche Art der Verwesung findet hier statt?
Ein Teil des Stammes trägt noch die Rinde, ein Teil (links) ist bereits entrindet.
Solche Bilder schenkt uns nur der Herbst!
Unten ein Detail daraus:
links: ohne Rinde – rechts unten: noch ein Rindenfragment.
Es ist feucht, und aus dem vermoderten Holz wachsen Pilze . . .
Zusehends verwest der Stamm,
das vermodernde Holz senkt sich herab wie graues Greisenhaar.
Das Schweizerische Landesforstinventar unterscheidet:
Frischholz, Totholz, Morschholz, Moderholz und Mulmholz
(Quelle: https://www.wsl.ch/totholz/holzabbau/taschenmessermethode_DE)
Beim "Knusperhäuschen" in Lobgrundnähe stehen die Bäume in ihrer herbstlich braungoldenen Laubpracht auf der großen Wiese.
Ein tröstlicher Abschiedsgruß vor den kommenden kahlen Auen des Winters.
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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