AUFLÖSUNG ZUM MONATSRÄTSEL SEPTEMBER 2018
Die Kermesbeere (Phytolacca decandra L.)
Phytolacca = griech. phyton (die Pflanze), lacca (Lackfarbe)
Das Rätselbild (Detail links) ist dem Bild rechts entnommen (September 2018, Lobau).
Unterhalb vom Cobenzl bei den Weingärten habe ich diese Kermespflanze
zum ersten Mal gesehen (2013)
Im Juni hat die Pflanze geblüht – meist werden ja nur Photos der Beeren, nicht
der Blütenstände gezeigt. Ich fand sie besonders schön!
Die zart rosa gefärbten Blüten werden gerne von winzigen Insekten besucht,
wie dieses Photo zeigt (wenn man genauer hinschaut).
Hier sieht man viele Knospen und Blüten, teilweise durch die großen Blätter verdeckt.
Leider gibt es den Erdhaufen nicht mehr, auf dem die Pflanze wuchs.
Irgendwem war die "Gstätten" wohl im Wege.
Heuer (2018, im August) fiel mir die Kermespflanze in der Nähe des "Knusperhäuschens"
beim Luitpold-Stern-Weg in der Lobau auf.
Am 24. (links) und am 27. (rechts) August 2018 habe ich die Fruchtstände der Kermespflanze
zu verschiedenen Tageszeiten und Lichtverhälnissen photographiert, und die Umstände
bestimmten auch die Farbigkeit. Man sieht die unreifen, hellgrünen Beeren, die rötlichen der Übergangsphase und die dunkelvioletten, fast schwarzen reifen Beeren sehr gut.
Die ganze Pflanze mit Blättern, Blüten und Früchten ist in vielen botanischen Werken
des 19. Jahrhunderts abgebildet und beschrieben, hier in: "Flora von Deutschland"
(
Hrsg. Schlechtendal, Langethal, Schenk, Hallier, 30 Bände, 1880-1887,
Reproduktion aus dem 20. Band)
Johann Kachler beschreibt die Phytolacca decandra in seinem
Encyclopädischen Pflanzen-Wörterbuch (Wien 1829) und geht auch auf ihre
"purgirende" Wirkung ein. Man kennt auch noch andere Verwendungen in der Medizin
und in der Homöopathie.
Stephan Edler von Keeß beschreibt in seiner "Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens
im österreichischen Kaiserstaate" (1. Teil, Wien 1819) die "Alkermes- oder Kermesbeeren" und ihre verschiedenen Anwendungsarten: als "Saftfarbe für die Jlluministen"
und in der "Färberey".
Es gab auch die Kermes-Schildlaus, die einen roten Farbstoff (Betacyan) lieferte.
Besser bekannt ist der rote Farbstoff der Cochenille-Schildlaus.
Damit wird nicht nur der Lippenstift gefärbt, sondern er wird auch vielen Lebensmitteln
als rotfärbender Zusatzstoff E 120 beigegeben. Er kann in Käse, Wurst,
Süßigkeiten, Obstkonserven und vielen anderen Nahrungsmitteln vorkommen.
Auch das Grimm'sche Wörterbuch geht auf KERMES ein
(Quelle im Internet: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GK03700#XGK03700):
"kermes, m. collectivwort, ein farbeninsect, unechte cochenille, die trächtigen weibchen der kermesschildlaus coccus ilicis (auch kermeswurm), die von mehreren pflanzen gewonnen werden und als kermes, kermeskörner oder scharlachkörner in den handel kommen [. . .]
Aus arab. alqermez (nach pers. kirmis), die echte cochenille, dann scharlachfarbe, daher span. alquermes, alkermes. [. . .]
In letzterer form, alkermes, auch bei uns [. . .], als apothekerwort, denn man brauchte den kermes auch medicinisch,
z. b. als lebenstärkendes mittel:
schätzt nicht, ihr salb- und wurzelgeister,
alkermes in so hohen kauf (theuer, zu sp. 320),
seht, Bacchus ist ein gröszrer meister,
der richtet alle schwachheit auf."
Wenn die Beeren abgefallen sind, sieht der Fruchtstand fast schon wieder
wie ein Blütenstand aus! (Lobau, 10. September 2018)
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
WEITERE RÄTSELBILDER FINDEN SIE HIER
VIELE MEINER WIENERWALD-WANDERUNGEN FINDEN SIE HIER
Danke für Ihr Interesse an meiner Website! Wenn Sie meine aktuellen Nachrichten erhalten wollen, schreiben Sie mir bitte unter: