WIENERWALD-WANDERUNG
am 6. September 2016
Ein Nebeltag mit Salamander, Springkraut, Fransenenzien, Moos und Baumschwämmen, Wolfsmilch-Pflanzen und Ständelwurz-Fruchtstand, Sommerwurz, Karden und Goldrute.
Es ist Nachmittag. Der Regen hat gerade aufgehört, und ich vertraue auf eine Wandermöglichkeit.Dazu gehören feste hohe Schuhe mit guten Profilsohlen.
Hermann Hesse, Beginn des Gedichts "Im Nebel" (November 1905)
(zitiert aus: Maximilian Bern, Deutsche Lyrik, Berlin 1922, S. 248)
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den andern,
jeder ist allein.
Kaum zu glauben: so dunkelblau war die Wegwarten-Blüte im Nebel wirklich!
und die charakteristischen Enden der Blütenblätter haben sich zusammengeschlossen
und weich eingerollt, man würde sie nicht erkennen!
Der Pfad wird zum glitschigen Rinnsal - ich suche mir vorsichtshalber
einen Ast zum Abstützen und setze die Füße abwechselnd
immer links und rechts an den grasbewachsenen Rand.
Auch ein Fall auf den schlammigen Boden ist nicht ungefährlich!
Der Feuersalamander begegnet mir im Dunkeln (das Foto habe ich etwas aufgehellt);
für diese Tiere ist es das richtige Wetter, schön feucht und rutschig!
schwierig, mit ganz offener Blende und sehr kurzer Belichtungszeit
noch halbwegs scharfe Bilder zu bekommen!
Er wartet ab, was ich mache – eine Bewegung von mir,
und er sucht Zuflucht in der Einwölbung eines Baumes.
Holunderbeeren, zumeist schon in blauschwarz gereift.
Regen- oder Nebeltropfen - wer wüßte es zu sagen?
Am selben Tag und am Tag zuvor hat es stark geregnet.
Aus der Bodenwärme steigt der Nebel auf.
Ich gehe allein und habe die geheimnisvolle Stimmung ganz für mich . . .
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist ein Einwanderer
(eine invasive Pflanze), schön, aber unangenehm riechend.
Der vierblättrige Fransenenzian hält sich noch geschlossen -
oben scheint ein winziges grünliches Insekt zu warten . . .
Links: Wolfsmilchgewächs, rechts: Fruchtstand der Ständelwurz.
Ständelwurz-Fruchtstand vor fremden, nicht zugehörigen Blättern,
die auch schon Herbstfarben zeigen.
Regentropfen-Perlen.
Manchmal hebt sich ein dürrer Zweig starkfarbig vom grünem Blattwerk ab.
Gelb und Braun leuchtet die zart behaarte Sommerwurz.
Ein Stilleben aus Steinen, nebel- oder regenfeucht, glänzend glatt, sauber gewaschen.
Kein Spinnennetz, sondern das Pflaster der Höhenstraße,
durch herbstliches Astwerk gesehen.
Verwelktes Blatt, herbstlich gefärbt, auf einem knorrigen Stamm liegend.
Moos und Baumschwämme, auch diese schon grün überwuchert.
Totes Holz mit welligen Baumschwämmen.
Es ist schon ziemlich dunkel geworden, aber diesen Weg von der Sulzwiese zur
Elisabethwiese kenne ich auch an düsteren Spätnachmittagen!
Weg mit Wurzelwerk und nassem Laub. Achtung: Achtsam gehen, Rutschgefahr!
Astschlange.
Baumschwamm, wie eine geschwungene Form der Fünfzigerjahre.
Nierentisch-Anklänge?
Wegweiser und Busstation (Elisabethwiese) im Nebel.
Vorm Zurückfahren besuche ich aber noch das Karden-Dreigestirn.
Grüne Vielfalt mit Nebeltropfen.
Oft habe ich das Stift Klosterneuburg schon im Sonnenschein gesehen,
im grauen Nebelschleier und einbrechender Dunkelheit liegt es schemenhaft im Tal,
unserem Blick mehr als sonst entrückt, weich verhüllt.
Die kalifornische Goldrute, auch ein Zuwanderer, gibt dem trüben Tag ein gelbes Leuchten.
Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien
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