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Wienerwald, 12. Oktober 2014: Von der Vergänglichkeit –
am Abbild der Pilze

"Viel ist hingesunken uns zur Trauer,
und das Schöne zeigt die kleinste Dauer"

(aus dem Gedicht "Auf die Strudlhofstiege zu Wien" von Heimito von Doderer,
an diesem Ort abzulesen, dort in Stein gemeißelt)

Kaum zwei Wochen ist es her, daß ich in diesem regennassen Herbst viele Pilze fand: auf Bäumen oder aus dem Waldboden wachsend. Als ich heute den gleichen Weg wie am 30. September ging, gewahrte ich ihre rasche Veränderung, ihr Zerfallen oder völliges Verschwinden. Wie rasch vorüber war doch die helle Zartheit des Pilzes, der mich noch vor wenigen Tagen bezauberte; nun war von ihm keine Spur mehr zu sehen. Zwei aus der Mitte eines Stammes wachsende Pilze haben jetzt ihre Hüte weit ausgebreitet, und der Tintling, erst noch zart und schön mit hohem weißem Hut, zerfließt und tropft schwärzlich auf den Boden hinab (zur Wanderung am 30. September klicken Sie hier)

weiße Pilze am Baum

Diese Aufnahme habe ich schon bei meiner Wanderung am 30. September gezeigt - sie ist inzwischen zu einem meiner Lieblingsbilder geworden – nun umsomehr, als sie nicht wiederholbar ist.
Die zarten schönen Formen im durchscheinenden Licht wollte ich unbedingt wiedersehen, und ich ging daher nochmals denselben Weg wie vorher - da der Baum, auf dem sie wuchsen, am Wegrand stand, war er leicht wiederzufinden. Aber welch traurige Überraschung: die weißen Schönheiten waren verschwunden, als wären sie nie gewesen.

  Baumschwamm    Baumschwamm   Baumschwamm

Am 30. September waren die hellen und dunklen Pilze / Baumschwämme (auf den beiden Fotos links) zu sehen. Als ich am 12. Oktober an derselben Stelle vorbeikam, um noch ein paar Aufnahmen vom veränderten Zustand der Pilze zu machen, waren die weißen Pilze verschwunden (Foto ganz rechts). Der dunkle Baumschwamm oben, in vier Schichten übereinander gewachsen, ist durch seine sehr kompakte Substanz sicher sehr beständig und wird wohl noch lange zu sehen sein.

Baumschwamm  Baumschwamm  Baumschwamm

Auf dem Weg unterhalb der Schönstatt (Busstation Sulzwiese) hatte ich am 30. September zwei Pilze gefunden, die aus der Mitte eines Baumstamms wuchsen (linkes Bild, oben). Groß war mein Erstaunen, als ich die Veränderung am 12. Oktober bemerkte: die Stiele waren länger geworden, die Hüte hatten sich ausgebreitet und aufgewölbt (zwei Bilder oben rechts), von unten konnte man die Lamellen gut sehen (Bild unten). Vielleicht kann ich in ein paar Tagen wieder dort vorbeigehen - ob dann überhaupt noch etwas vorhanden ist?

Baumschwamm

Tintling

Eine Ansammlung von Tintlingen nahe am Weg, aber doch gut versteckt im Wald

   Tintling    Tintling

Junge Tintlinge: links unbeschädigt, rechts mit schwarzen Flecken

Tintling

Der Tintlings-Hut von oben: am Rand der Sternform schon dunkel verfärbt, aber noch nicht schwarz herabtropfend . . .

Tintling

Auch dieses Zerfließen vom Weiß ins Schwarz mit den sonderbaren Tropfenformen und anderen Gebilden der Auflösung hat für mich einen eigenen Reiz - dunkel abgehoben vom reinen Weiß des jungen Tintlings im Hintergrund.
Erinnert das nicht an Bilder mancher Maler, die die Farbe auf der weißen Leinwand herabfließen lassen?

Tintling

Hier hat sich eine Tintling-Gruppe ins Blauschwarz schon nahezu gänzlich aufgelöst; bald wird alles zur Erde zurückgekehrt und vom Herbstlaub bedeckt sein, und nichts mehr wird an die schönen weißen, geschuppten Hutformen der Tintlinge erinnern . . . aber uns bleiben ja die Bilder von ehedem!

Tintling

Zum Schluß noch ein versöhnliches Bild: ein Tintling im Grün der Kleeblätter, noch nahezu unversehrt, jedoch:
" . . . das Schöne zeigt die kleinste Dauer . . ."

Fotos: Copyright Dr. Waltraud Neuwirth, Wien

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